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Vor rund einem Jahr konnten wir den Kultur- und Begegnungsort KUBO in Aarau mit einem Konzert eröffnen. Vorausgegangen waren fast zwei Jahre intensive Verhandlungen mit der Immobilienfirma Mobimo sowie ein langwieriges Baubewilligungs-Verfahren mit der Stadt und dem Kanton, um eine Nutzungsbewilligung für die Zwischennutzung im Rockwell Nordbau zu erhalten. Und jetzt soll nach einem Jahr bereits wieder Schluss sein.
Seit rund 50 Jahren versuchen in Aarau immer wieder unterschiedlichste Generationen einen selbstverwalteten Freiraum aufzubauen. Ein Raum, wo sich Menschen mit unterschiedlichsten Biografien treffen und zusammen etwas aufbauen können. Leider konnte dieses Vorhaben nie längerfristig umgesetzt werden.
Im Spätsommer 2021 haben wir uns entschieden, uns die Idee für die Zwischennutzung des Rockwell Nordbaus anzuhören und die Miete eines Stockwerks, finanziert durch Stiftungsgelder und Spenden, in Erwägung zu ziehen.Das Schreiben von Konzepten und Finanzierungs-Anträgen sowie Verhandlungen mit Vertretenden einer Immobilienfirmen sowie diversen Behörden war sehr herausfordernd und zeitintensiv. Nach fast zwei Jahren konnte die letzte Hürde überwunden werden. Innerhalb einiger intensiver Wochen konnten im Sommer 2023 1700m2 mit unterschiedlichsten Ideen gefüllt werden. Entstanden sind eine grosse Bar, eine Bühne, eine Werkstatt, ein Atelier, eine Siebdruckerei mit Dunkelkammer, ein Sportbereich sowie ein Umsonst-Laden und natürlich ganz viele grosszügige Sitzmöglichkeiten. «Der KUBO ist das, was du draus machst», ist seit Beginn das Motto. Mit diesem partizipativen Ansatz veränderte sich immer wieder etwas, neue Menschen stiessen dazu und gaben weitere Impulse. Alles wurde ehrenamtlich umgesetzt und soll allen, welche die Infrastruktur nutzen wollen, zur Verfügung stehen. Generell verdient im KUBO niemand etwas, um den Raum so niederschwellig und zugänglich wie möglich zu gestalten.
So divers die Nutzungsmöglichkeiten sind, so breit sind auch die Veranstaltungen im Kubo gefächert: Bisher gab es weit über ein Dutzend Konzerte von über 30 verschiedenen Bands, sowohl aus der Region als auch aus unterschiedlichsten Teilen der Welt, von Hardcore-Punk über Rap bis zu Indie-Pop. Dazu gab es etliche Partys mit diversen DJs und Musikrichtungen, es fanden Vorträge und Workshops statt, verschiedenste Menschen kamen zum Flohmarkt, an Filmabende, Quiz-Nights, die Theatervorstellung, an Box-Trainings oder zur Podiumsdiskussion. Regelmässig finden Vollversammlungen statt, wo alle, die Teil des KUBO sein wollen, über die Organisation diskutieren, die Zukunft planen und Entscheidungen nach dem Konsent-Prinzip treffen.
Unser Nutzungsvertrag sollte ursprünglich Ende Monat enden, um im Rahmen der Quartieraufwertung Platz für eine Umgestaltung des Nordbaus zu schaffen. Aufgrund Verzögerungen im Bau-/Planungsprozess dürfen wir vier weitere Monate bleiben und müssen den KUBO somit auf Ende Oktober räumen.
Für uns ist klar, dass Aarau einen unkommerziellen und niederschwellig partizipativen Freiraum dringend braucht. Bereits nach nicht mal einem Jahr Betrieb ist klar, dass ein grosser Bedarf da ist. Nach wie vor erfahren immer mehr Menschen vom KUBO und schätzen die fast unendlichen Möglichkeiten, die der Kultur- und Begegenungsort bietet. Der KUBO ist weit mehr als nur ein Veranstaltungsort für Nischen-Musik, er ermöglicht soziale Teilhabe und bietet ein Experimentierfeld, um sich auszuprobieren, neue Erfahrungen zu machen, dazu zu lernen und sich weiter zu entwickeln.
Für die letzten paar Monate im Rockwell Nordbau wollen wir nochmal alle bisherigen und zukünftigen Besuchenden sowie alle Interessierten einladen, den Aarauer Freiraum zu nutzen und sich für ein Fortbestehen an einem anderen Standort stark zu machen. Die nächsten Vollversammlungen sind am Mittwoch, 19. Juni und am Montag, 24. Juni jeweils um 19.30 Uhr. Denn für uns stellt sich nicht die Frage nach einem Abschluss des Projekts, sondern wohin der Kubo weiter geht.